Delain und Support - 22.11.2019 - MetalWerner

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Delain und Support - 22.11.2019

Nachberichte > Substage - Karlsruhe
Delain (Vorband: Arkona) am 22.11.2019 im Substage (Karlsruhe)

Nach Ihrem ersten Besuch 2012 kam die niederländische Symphonic-Metal-Band Delain am 22. November 2019 im Rahmen ihrer „Masters Of Destiny“-Tour erneut in das Substage in Karlruhe.
Begleitet wurde die Band um Frontfrau Charlotte Wessels von der russischen Band Arkona aus Moskau, deren Musik irgendwo zwischen Death-Metal, Pagan-Metal und Folk-Metal angesiedelt werden kann. Die Band um Sängerin Maria Archipowa konnte das zahlreich anwesende Publikum leider nicht wie erhofft richtig begeistern. Gelangweilte Gesichter während des Auftritts sowie konzentrierte Blicke aufs Handy waren keine Seltenheit. Dies lag wohl größtenteils an den in Ihrer Muttersprache dargebotenen Songs, die doch etwas befremdlich klangen, wenn man denn mal etwas von dem meist von wilden Growls geprägten Gesang „heraushören“ konnte. Auch musikalisch wollte Arkona zum Delain-Publikum nicht so recht passen. Eingängige Melodien und klare Songstrukturen waren selten, einzig bei den kurzen Folk-Einflüssen kam gelegentlich etwas Stimmung und Begeisterung auf. Überraschender Weise wurden diese teilweise vom Band eingespielt, obwohl neben Gitarre und Bass auch Sackpfeife und Flöte live auf der Bühne zum Einsatz kamen. Auch optisch konnte die Band mit Ihrer „Kartoffelsack-Outfit“ nicht überzeugen. Nach einer knappen Stunde war Ende der Show und das Publikum erlöst.
Ich hätte mir seitens der Plattenfirma etwas mehr Gespür bei der Auswahl eines Labelkollegen als Opener für Delain gewünscht. Denn man tut beiden Bands keinen allzu großen Gefallen, da ihre Stile sehr voneinander abweichen und die Fanbase sicherlich keine allzu großen Überschneidungen haben dürfte.
Nach einer halbstündigen Umbaupause kam endlich der ungeduldig erwartete Headliner Delain zu ihrem knapp 90minütigen Auftritt auf die Bühne. Mit recht schlichtem Bühnenaufbau ohne großen Schnickschnack lag das Hauptaugenmerk klar bei Frontfrau Charlotte, die von Beginn an das Publi-kum mitreisen konnte. Ständig in Bewegung und in regem Kontakt mit dem Publikum merkte man ihr inzwischen die größere Erfahrung und Routine an, von Schüchternheit wie bei Ihrem Auftritt seinerzeit 2012 war nichts mehr zu spüren. Ihr selbstbewusstes Auftreten und die rege Kontaktaufnahme zur lautstarken Meute vor der Bühne gehört dabei ganz klar zu ihren Stärken. Einzig bei der Hosenwahl hatte Charlotte an diesem Abend wohl in die falsche Schublade gegriffen… doch wir wissen, außergewöhnliche Outfits sind ein Markenzeichen von ihr geworden.
Nach einem kurzen Intro begann der Set mit der jüngeren Singleauskopplung „Burning Bridges“, gefolgt von einem Querschnitt der letzten beiden Alben „Moonbothers“ und „The Human Contradiction“, ehe mit „Lets Dance“ und „One Second“ zwei brandneue Songs aus dem im Frühjahr 2020 erscheinenden neuen Album präsentiert wurden. Ersterer kommt recht poppig daher, bleibt aber mit seinem Mitsingpart schnell im Ohr hängen und wurde erstmals live präsentiert. „One Second“ hat das Zeug dazu, auch in Zukunft fester Bestandteil bei Delain-Gigs sein zu können, zumal sie sich mit Gitarrist Timo Somers den Gesangspart teilte, für mich zweifelsohne eines der Highlights an diesem Abend.
Nachdem die zweite Gitarristin Merel Bechtold die Band im Juni verlassen hat, muss Timo während dieser Tour erstmals alle Gitarrenparts wieder alleine übernehmen. Dies gelang ihm zweifellos ohne Schwierigkeiten und so konnte er den Weggang problemlos kompensieren, das er während des Instrumentalsolos „Combustion“ eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Neben Timo war Bassist Otto Schimmelpenninck van der Oije (was für ein geiler Nachname!) ein weiterer Blickfang auf der Bühne, wie immer gut gelaunt und mit seiner langen Mähne ständig in Action. Während Martijn Westerholt an den Keys eher dezent im Hintergrund agierte, bearbeitete der erst 2018 hinzugestoßene Drummer Joey de Boer gekonnt seine Felle .
Weiter ging’s bei „Not Enough“ mit Konfetti-Regen aus zwei Kanonen auf der Bühne. Als bei „Let Go“ ein dutzend großer Lufballons ins Publikum geworfen wurde, war die Begeisterung groß - auch auf der Bühne hatten Charlotte, Timo und Otto sichtlich Spaß, die Bälle immer wieder ins Publikum zurück zu befördern.
Mit „The Gathering“ wurde dann der einzige ältere Song des Abends aus dem Debütalbum „Lucidity“ präsentiert, der zwischenzeitlich fester Bestandteil der Setlist bei den Gigs von Delain ist und sozusagen den Klassiker aus den Anfangstagen der Band darstellt. Leider wurde das „April Rain“-Album in Karlsruhe nicht berücksichtigt.
Mit „We Are The Others“ war leider zu früh schon das Ende der Show erreicht. Dieser zweite Dauerbrenner bildete einen gelungenen Abschluss des Auftritts, bevor Charlotte und Ihre Jungs frenetisch vom Publikum verabschiedet wurden. Die Band hatte sichtlich Spaß an diesem Auftritt und bedankte sich strahlend bei den begeisterten Fans. Leider wurden die vielen Zugabe-Rufe nicht berücksichtigt.
Aufgrund der regen Tourtätigkeit in den vergangenen Jahren konnte sich Delain inzwischen eine gute Fanbase erspielen, was sich auch in dem gut gefüllten Substage wiederspiegelte. Eine Support-Tour bei einer größeren Band wäre sicherlich der richtige „Brandbeschleuniger“ für die sympathischen Niederländer, die auf dem besten Weg sind, in nicht allzu ferner Zukunft zusammen mit Nightwish und Within Temptation in einem Atemzug genannt zu werden.
Ein rundum guter Auftritt, der den ein oder anderen zusätzlichen Song sicherlich verdient gehabt hätte. Leider hat es sich heutzutage so eingebürgert, dass wie im Fußball meist nach 90 Minuten Ende der Show ist, Schade für die Fans. Wir hätten gerne noch ein bis zwei mehr Songs gesehen. Vielleicht das nächste Mal.

Autor: Thomas Jenne

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