Traditionell fand am letzten Wochenende des Jahres die Abschlussparty für alle Metalfans in der Sporthalle Ingersheim statt. Die inzwischen 11. Crailsheimer Dynamite Night bildete einen gelungenen Jahresausklang nach den Feiertagen.
In diesem Jahr durften Stinger aus Allersberg den Part des Opener übernehmen. Mit Ihren stark an AC/DC erinnernden Sound versuchten Sie das Publikum um 18 Uhr auf Betriebstemperatur zu bringen. Mit einem für einen Opener überragenden Sound konnte Stinger erste Pluspunkte sammeln. Der Mann am Mischpult hatte hier ganze Arbeit geleistet. Die glasklare Abmischung ließ jedes einzelne Instrument voll zur Geltung kommen. Leider fehlte den Songs doch das gewisse etwas, sodass sich die Begeisterung weitgehend noch in Grenzen hielt. Mit „Devil rides out“ folgte gegen Schluss des Auftritts dann der wohl beste Song des Auftritts, der entsprechend gefeiert wurde.
Nach kurzer Umbaupause folgte dann das Erste Highlight des Abends. Nach kurzem Intro stürmten die Schweizerinnen von Burning Witches die Bühne. Angeführt von Oberhexe Laura Guldemond fegten die fünf Mädels über die Bühne, und legten einen energiegeladenen Auftritt hin. Mit Ihrem stark an die 80er erinnernden True-Metal-Sound konnte die Band natürlich auch optisch vor allem bei den männlichen Fans punkten. Leider war von dem guten Sound des Opener nicht mehr viel zu hören, sodass leider der Gesang der erst in diesem Jahr zur Band gestoßenen neuen Frontfrau und Sängerin Laura oftmals in einem Soundbrei aus Drums und den beiden Gitarren unterging. Laura dürfte dem weiteren Aufstieg auf die nächste Stufe der Karriereleiter wohl nichts entgegenstehen, denn sie konnte nicht nur mit Ihrem Outfit überzeugen, sondern hatte die Meute vor der Bühne stets im Griff. Neben einem Querschnitt aus den beiden bisherigen Alben wurde mit „Wings of Steel“ auch ein erster neuer Song dargeboten. Mit den beiden Cover-Versionen „Jawbreaker“ von Judas Priest und Dio‘s „Holy Diver“ rastete das Publikum dann aus und die Pommersgabel wurde überall in die Höhe gestreckt. Ein gelungener Auftritt, der trotz einiger Verspieler der Gitarristinnen eine erfolgreiche Zukunft verspricht.
Als dritter Act des Abends betrat Mat Sinner mit seiner Band die Bühne. Mit „Coming Out Fighting“ startete er einen gelungenen Querschnitt aus seiner über 35-jährigen Bandgeschichte. Neben alten Klassikern wie „Born To Rock“, „Knife In My Heart“ oder das Billy Idol-Cover „Rebel Yell“ wurden natürlich auch einige Songs des aktuellen Albums „Santa Muerte“ gespielt. Hierbei wurde Mat erstmals durch die junge Italienerin Giorgia Colleluori am Gesang unterstützt. Bei dem neuen Song funktionierte dies ganz gut, bei alten Klassikern wie „Danger Zone“ empfand ich den Gesang jedoch eher störend, zumal Georgia teilweise bei Ihren Songs als Frontfrau etwas zu sehr kreischte und somit den Bogen ein wenig überspannte. Neben dem etatmäßigen Gitarristen Tom Naumann übernahm an diesem Abend Mats langjähriger Weggefährte und Ex-Sinner Alex Beyrodt die Gitarrenarbeit. Während eines Drum-Solos durfte Markus Kullmann sein Können präsentieren, der seit 2018 die „Fell-Fraktion“ übernommen hat und für einen fetten Sound im Hintergrund sorgt. Währenddessen konnten die anderen Bandmitglieder gut gelaunt an der auf der Bühne aufgebauten Bar einen Jacky-Cola zu sich nehmen und etwas plaudern. Mit „Germany Rocks“ präsentierte man das Motto des Tages live, bevor Georgia bei „Rock´n Roll“ von Zeppelin nochmals die Lead Vocals übernahm, und die Band danach die Bühne verlies. Es folgten lautstarke Zugabe Rufe, Sinner kamen mit „Santa Muerte“ auf die Bühne zurück und beendeten nach ca. 80 min einen gelungenen Auftritt.
Gegen 22:30 folgte mit Geoff Tate und seiner Band Operation Mindcrime der Höhepunkt des Abends. Als die ersten Töne des Intros aus den Boxen zu hören waren und Doctor Davis und Doctor Player ausgerufen wurden, war klar, was nun kommt: der Auftakt zur Livedarbietung des Queensryche-Meisterwerks „Operation Mindcrime“, welches an diesem Abend komplett und in voller Länge den Schwerpunkt des Auftritts bilden sollte. Was soll man noch zu diesem Meilenstein der Metal-Geschichte sagen…? Es ist einfach ein grandioses Album! Selbst nach 30 Jahren verursacht die Geschichte um Sister Mary noch die gleichen Begeisterungsstürme im Publikum, wie zum Ende der 80er Jahre. Auch Geoff Tate war an diesem Abend in Hochform, mimt mit gewohnter Glatze entsprechend den dargebotenen Songs eher den Rock-Shouter und verzichtet an diesem Abend auf sein Tablet und seine Mütze, die in letzter Zeit oftmals befremdlich und fehl am Platze wirkten. Geoff war bester Laune und begeistert von den Reaktionen des Publikums. Seine Stimme verursacht auch heute noch Gänsehaut und hat nichts an seiner Genialität eingebüßt, wie bei vielen seiner Musikerkollegen im Laufe der Zeit.
Leider konnte der Sound nicht mit der Qualität des OM-Albums mithalten, so dass die Gitarrenarbeit von Geoff´s irisch/italienischer Band etwas an Volumen und Genialität vermissen ließ. Die junge Band konnte trotzdem musikalisch überzeugen, auch wenn der Drummer Josh Watts nicht die Klasse von Felix Bohnke (Avantasia/Edguy) hatte, der seit den gemeinsamen Auftritten mit Geoff bei Avantasia im letzten Jahr häufiger die Drums bei Operation Mindcrime übernommen hatte. Besonders Gitarrist Kieran Robertson stach durch seinen tätowierten Körper hervor. Er poste wie wild am Bühnenrand und war ein beliebtes Fotomotiv bei den Fotografen.
Einer der Highlights des Gigs war sicherlich der Auftritt von Geoffs Tochter Emily, die die Rolle der Sister Mary im gleichnamigen Song übernahm und mit Ihrem Vater im Duett sang. Beide wurden lautstark durch das Publikum unterstützt, das textsicher jeden Song des Albums mitsang. Nach ca. 60 min kam dann mit „Eyes Of A Stranger“ und „Anarchy X“ leider schon das Ende des OM-Albums, Geoff und Band verließen erstmals die Bühne.
Kurze Zeit später enterten die Musiker erneut die Bühne, um mit „Best I Can“, „Silent Lucidity“, „Empire“ und „Jet City Woman“ noch 4 Songs des Empire-Albums darzubieten, bevor gegen Mitternacht leider schon viel zu früh das Ende des Abends gekommen war. Der ein oder andere Song vom „Warning“ oder „Rage for Order“-Album fehlte leider, vermutlich war jedoch das offizielle Ende des Festivals auf 0 Uhr terminiert.
Somit bleibt nur der Besuch eines der 2020er Konzerte von Geoff Tate/Operation Mindcrime, um das komplette „Rage for Order“- und das „Empire“-Album live präsentiert zu bekommen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Dynamite Night 2019 ein gelungener Jahresabschluss war, tolle Bands, entspannte, gut gelaunte Zuschauer, prima organisiert ohne lange Wartezeiten an den Getränkeständen… sicherlich werden die Macher des Festivals auch 2020 wieder ein attraktives Line-up zusammenstellen.
Es wird gewiss nicht die letzte Dynamite Night für mich sein...auf ein Neues in 2020.